Samstag, 26. November 2011

Standard vs. Abenteuer - Geschichten über's Arbeiten und Reisen!

Hallöchen alle miteinander,

endlich mal wieder ein offzielles Lebenszeichen. Es ist wieder einmal Wochenende (schon das fünfzehnte in Iquique) und somit Zeit zum Bloggen. Ich wieß, die Abstände werden immer größer, aber naja das Leben hier in Iquique hat mehr zu bieten als das Internet.
Tja, wie waren die letzten zwei Wochen? 'Wie immer' trifft es eigentlich, aber irgendwo dann doch nicht. Ich arbeite noch immer regelmäßig und sehr gerne in meinen Einsatzstellen, Lukas ist widererwarten immernoch da, auch Gabi hält es noch mit uns aus und und und und .. Ich habe mehr von der Umgebung hier gesehen, war in Folge dessen auf 4351 Metern Höhe in einem kleinen Dorf um ein Fest der Aymara die dort leben mitbekommen und habe gelernt, dass man Kakteen nicht zu nahe kommen sollte, (wenn der Lukas in der Nähe ist.) Aber dazu später mehr.  
Achja! Weihnachten rückt näher und ich versteh es überhaupt nicht, denn es wird wärmer und wärmer .. also kommt doch bald der Sommer und somit alles andere als Weihnachten. Oder?

Die Woche nach meinem letzten Blogeintrag war wirklich total geprägt vom Alltag. Mittlerweile hat die Routine ihren Platz eingenommen und dennoch wird es nicht langweilig. Ich war von Montag bis Freitag im Kindergarten - wie immer. Momentan werden immer wieder Lerneinheiten eingeschoben, weil die Kinder im Saal "Transicion" bald in die Schule kommen. Ja, das heißt meine Schützlinge mit denen ich die ersten Stunden im Kindergarten verbracht habe, gehen nun in die Schule. Die Abschiedsstimmung ist noch nicht so deutlich spürbar, macht mir aber schon zu schaffen wenn ich daran denke das Sie bald weg sind, wo doch jeder seine Eigenheiten hat die man lieben gelernt hat. Also verbringe ich nun jede Minute mit denen die bald gehen und versuche Ausflüchte in die Sala Cuna zu vermeiden - nicht immer von Erfolg gekrönt.

Nachmittags, in der anderen Sala Cuna, war ebenfalls alles in ordnung. Einziger Unterschied zu sonst, fast alle Kinder rennen ohne Windeln rum, sodass der ein oder andere Unfall vorprogrammiert ist. Naja was solls, anstatt Windeln wechseln sind jetzt halt Gänge zum Klo der Alltag. 
Am Dienstag eben dieser Woche, war dann auch noch Simons Geburtstag, (er ist der jüngste Sohn von Nicole) sodass wir uns einen Abend in der Woche den Bauch mal wieder ordentlich mit "Completos" vollstopfen konnten. Andere mehr, andere weniger ;-). Danach bin ich - um mal wieder zu Joggen - von Nicole   aus nach Hause gelaufen. Was mich da im dunkeln erwartete, werde ich in einem extra Bericht mal schildern.

Tja, somit war dann auch schneller als gewollt das Wochenende da. Samstag Morgen waren wir in alto Hospicio, weil dort ein fest für alle Kinder der Fundación war. Babykrippe, Kindergarten, Mädchenheim und Jugendzentrum etc. waren vertreten. Ebenfalls anwesend waren Buzz Lightyear, Woody und Freunde, um die Kinder zu bespaßen. Eine Hüpgburg, ein großes Fussballfeld, ein Trampolin und ein improvisiertes Kino waren ebenfalls vorhanden. Man so viel Programm für die ganze Hüpfer - genial. Zum Schluss wurde dann gemeinsam gegessen und zusammengetragene Kleiderspenden wurden ausgeteilt.
o.l.: Alle Kinder während des Prgrammes / o.r.: Gabi & Ich
unten: Alles Kinder beim gemeinsamen Essen
So schön das Fest auch war, ich habe Dortmund / Bayern verpasst. Konnte das Ganze aber wegen des Ergebnisses ohne bleibende Schäden überstehen. Als hätten wir in Alto Hospicio nicht schon genug in der Sonne gesessen, sind wir dann - wieder in Iquique angekommen - noch an den Strand. Gut durch und etwas verbrannt sind wir dann nach Hause. Wie sich im Laufe des Abends herausstellte,in das Nest der Glühwürmchen. Jeder hatte sich ordentlich den Pelz verbrannt. Selbst Paul war ein wenig rot. Sonntag dann das Selbe wie immer. Ausschlafen, Strand und Messe. Am Morgen darauf dann ein unwiderstehliches Angebot. Wie am Vorabend angekündigt, werden Messdiener gesucht. Bald also neu in Iquique: Gringos auf dem Altar der Gemeinde San Norberto.
Die Tage darauf - wieder Standartprogramm im Kindergarten und der Babykrippe Im Kindergarten jedoch war der "Geburtstag" aller Kinder. Eigentlich nur ein Anlass um dick zu feiern und alle Kinder in Kostümen antanzen zu lassen. Goldig! Anfang Dezember ist in der Babykrippe ein interkulturelles Fest. Wir Europäer werden in typischer Kleidung (glaube ich) auflaufen und alle mit köstlichen deutschen und österreichischen Speisen verzaubern. Keine Ahnung was das sein soll, aber für Vorschläge bin ich immer offen - also nur her damit. Wenn ich dann also mit der "Pflicht" fertig war, ging es an die Kür. Diese Woche: "Lisa im Büro". Ist immer ganz lustig da. Zusammen mit Lukas, Gabriel und Jaime (die dort die Bürohengste miemen) wird jeder erdenkliche Mist gemacht (natürlich neben dem Arbeiten!) Um so größer dann die Freude, als es hieß: "Jo Lisa, wir sind am Wochenende mit Gabriel unterwegs." Nur noch den so verhassten 23.November / Mittwoch über de Bühne kriegen und schon konnte das lange Wochenende losgehen. Achja, langes Wochenende, weil Pater Erico (ein österreichischer in der Wüste lebender Pater uns mit auf ein Fest in einem Dorf in den Bergen der Wüste mitnehmen wollte.) Stellvertetend für Bruder Paul durften wir also mit. Nach einem also eher stillen Mittwoch dann das Mega Wochenende. Jetzt, sollte es eigentlich spannend werden.

Donnerstag sind wir planmäßig um 5.30 Uhr aufgestanden, aber natürlich nicht wie geplant um 6.00 Uhr losgefahren. Mit 30minütiger Verspätung (laut Richtlinien der deutschen Bahn noch pünktlich) machten wir uns dann auf den Weg nach Huara zu Pater Erico. Wäre es nicht so nebelig gewesen, hätten wir uns nicht drei mal verfahren und wären somit pünktlich gewesen. Aber das Leben ist nunmal kein Spiel der Konjunktive.
Nebel!
Huara - ohne Nebel










Von Huara aus ging es dann nach Cariquima - ein Dorf auf 3756 Metern Höhe - in dem das Fest des Schutzpatronen (San Juan) der Stadt stattfinden sollte. Die Strecke dorthin schon ein riesenhighlight. Die trostlose Steppe wich den Kakteen und eben diese wichen nach der Zeit grünen Pflanzen und grasähnlichen Gewächsen. Auch der hohe Sauerstoffanteil in der Luft machte sich von dannen. Das atmen wurde schwer. Lamas waren immer öfter zu sehen, Sträuße jedoch blieben aus.
Ein kleines Dorf mit eigener Quelle
Braun weicht Grün
Aus Sand mach Pflanzen

Lamas auf 4000m Höhe








Lukas und Ich
Sage und schreibe 4351m hoch!



In Cariquima angekommen: Alle Einwohner hatten sich dort zusammengefunden, um gebührend das Fest zu Ehren eben dieses Heiligen (San Juan) zu feiern. Bei "Charquícan" (Kartoffel- und Gemüseeintopf mit Lamafleisch) - ja ich habe Lama gegessen - wurden wir als wir ankamen "verköstigt". Als ich wusste was ich da grade esse wurde mir schlagartig schlecht. Typisch Lisa: Was ich nicht kenne, mag ich nicht. Außerdem: der Anfang vom Ende. Man beachte, wir waren 3756 Meter höher als wir es von Iquique her gewohnt sind. Heißt also weniger Sauerstoff und für Laien wie wir sie sind weniger Power und somit: Totalschaden. Der anfänglichen Übelkeit - wohl oder oder übel (haha) ausgelöst durch das Fleisch dieser haarigen Tiere mit den komischen Zähnen, die spucken wenn Sie unzufrieden sind - folgte der vorher so oft angekündigt Schwindel inklusive Kopfschmerz. Der Weihrauch in der Messe anlässlich des Festes gab uns allen den Rest. Bei Kokatee und etwas Ruhe haben sich meine Mitstreiter dann bekrabbelt aber für mich war erstmal Ende - Große Klappe nix dahinter. Die zweite Hälfte der Messe und die Hälfte der Prozession hab ich liegend im Auto verbracht. 
Die besagte "Suppe" mit Lama
Deshalb gucke ich auf dem anderen Bild leicht angewidert



Typische Trachten der Aymara
Hier: Beim Tanzen auf dem Platz
Das Dorf - wartend auf den Beginn
der Messe



Selbst der Pikser von Gabi mit einer Nadel eines Kaktusses erschien irgendwie unwirklich. Obwohl wir also schon wieder 600 Meter tiefer waren, als der höchste Punkt den wir passiert haben macht die Höhe mich doch fertig. Zwischenzweitlich fühlte ich mich wie bei meinem Weihrauch-Koma in der Kirche. Aber auch das ging vorbei, sodass ich als Bier, Mittagessen und jeglicher Süßkram aufgetischt wurde wieder halbwegs fit auf der Plaza stand um wenigstens körperlich da zu sein. Nachdem es dann nach der Prozession ein weiteres mal "Ich-spuck-dich-an,-wenn-du-mich-komisch-anguckst"-Tier gab, sehnte ich die Rückfahrt nach Huara herbei. Ich weiß nicht wieso, aber ich wollte patu kein Lama essen und außerdem war die Höhe für den ersten Trip doch gewaltig hoch. Des weiteren merkte man den misstrauischen Einwohnern (größtenteils Aymara - also Ureinwohner) an, dass wir nicht ganz willkommen waren. Auf die Frage hin, ob ich ein Bier haben können warfen Sie sich erst einmal komische Blicke zu, ehe ich dann eines bekam. Außerdem starrten uns beim Essen alle an, als seien wir soetwas wie Ausstellungsstücke. Fazit: Heimreise. Also packten wir nach 6Stunden zusammen und gingen in Richtung Auto. Bevor ich dann endlich ins Auto stieg, lernte ich noch welchen Respekt man Kakteen zollen sollte, wenn man den Lukas im Nacken hat. Stand ich doch da ganz unschuldig und hab angedeutet diesen Kaktus obligatorisch zu umarmen, damit Gabi ein Foto schießen konnte - ZACK: ein kleiner Schubser, der kräftige Griff in den Nacken (der aber nicht mehr ausreichte um mich vor einer realen Umarmung mit diesem stachligen Zeitgenossen zu retten) ehe dann der finale Schrei kam. Drei Pikser in der Hand waren das Ergebnis eines geplanten Unfalles. Lukas, der solche Aktionen keineswegs beabsichtigt, hatte ja noch versucht mich zu retten doch - it was just a litte too late. 
Kokateeschlürfend und darauf wartend,
dass die Übelkeit verfliegt
v.l.: Gabi, Pater Erico, eine Schwester, Lukas und Ich















Es tat weh!
Mit kleinen schmerzenden roten Punkten in der Hand, ging es dann heimwärts. In Huara angekommen, entschlossen wir uns dann im Hause von Pater Erico zu übernachten. Also erst einmal Zimmer bezogen. Nachdem Lukas dann auch verstanden hat, dass er nicht mit uns Mädels in einem Zimmer schlafen kann, haben wir uns erstmal hingelegt, ehe wir zu Abend aßen und auf Grund fehlender Ausrüstung von Canasta auf "Elfer raus" umsteigen mussten. Babarisch! Etwas geplättet von der Höhe, ging es dann auch zeitig ins Bett. Am nächsten Tag wollten wir dann eigentlich mit Pater Erico nach Pica, wo er bei der Abnahme der Beichte helfen sollte. 

Er konnte nicht also entschlossen wir uns kurzerhand den "Gigante de Atacama" zu besichtigen. Morgens schnell gefrühstükt und ins Auto gesetzt und zu eben dieser Attraktion gefahren. Mit 15 Minuten Autofahrt also nur einen Katzensprung von Huara entfernt. Diese 86 Meter große Gottheit wurde ca 1400 n.Chr. von idigenen Bewohnern dieser Gegend auf den Berg "gezeichnet". Eigentlich wurde hier gescharrt und das Ganze mit Steinen umrandet. So ergibt sich also der wohl größte menschliche Geoglyph! Lukas, Gabi und Ich haben dann, nachdem wir den Hügel erklommen haben ein eigenes "Scharrbild" gemacht, indem wir auf den selben Hügel "MaZ" geschrieben haben. Selbst von unten noch gut zu sehen. Wahnsinnig erschöpft von dieser körperlich schweren mit nichts zu vergleichenden Arbeit sind wir dann nach Pica gefahren. Ach ne. Vorher machten wir och einen Zwischenstop an einem der großen Sandhügel um eben einen solchen zu besteigen. Barfuss liefen wir durch den warmen/heißen Sand. Naja - Pica. Ihr erinnert euch? Frische Säfte, die Quelle zum Baden und dieses angenehme Klima? Ahja. Gut! Dort verbrachten wir einen wunderschönen Tag am eben genannten Ort - der Quelle - und der weltbesten Säften, ehe wir dann abends nach Hause fuhren.
Gigante de Atacama
MaZ - What else?




Äh ja !
Heiß!




















Als wäre dieses "Wochenende" noch nicht anstrengend genug gewesen, wollten wir am nächsten Tag mit Gabriel (dem Journalisten der momentan in der Fundación arbeitet) - nochmals in die Wüste fahren um einige Sehenswürdigkeiten abzuklappern, weil er für ein Projekt, das er nebenbei am Laufen hat einige Videos drehen musste. Unter anderem die bekannten "Oficinas" 'Santa Laura' und 'Humberstone'. Die Überreste der schlagartig verlassenen Städte, als damals der Salpeterabbau überflüssig wurde.
Samstag Morgen ging es dann also los. 7.00Uhr chilenischer Zeit standen wir 3 dann also gestriegelt im Haus und warteten nur auf Gabriel. Nach 1 Stunde Fahrt durch den Nebel, kamen wir dann an. Während Gabriel seiner Arbeit nachging, sind wir also durch die ehemaligen Salpeterwerke gegangen und haben uns die aus Wellblech konstruierten Häuser angeschaut, ehe es dann weiter nach 'Humberstone' ging und später schließlich nach Pozo Almonte. Der wohl hässlichsten Stadt im ganzen Norden. Die Stadt, in der wir einen Monat lang leben dürfen (ihr erinnert euch? Ich schrieb in meinem letzten Blogeintrag darüber. Die Fundación macht dort oben mit dem Beginn des neuen Jahres 2 Kindergärten auf.) Als Gabriel das wusste, hatte er natürlich Spaß daran uns den Rest des Tages damit zu quälen. "Polvo-Almonte" (zu deutsch: staubiges 'Almonte' / also die staubige Stadt) war der neue Name des Kaff's welches wir im Januar beziehen (dürfen/müssen.) Und wenn uns langweilig werden würde, könnten wir uns ja eine 'Pozina' / einen 'Pozino' suchen. So nennt man die Einwohner dort oben. Mit einem Sarkasmus und einer Schadenfreude wie ich Sie bisher nicht kannte stichelte Gabriel wo er nur konnte. Das nötige Mitleid bekamen wir erst von seiner Freundin, die nach dem obligatorischen Mittagessen an der Tankstelle zu uns stieß. Mit keinem Wort kann ich beschreiben wie viel Spaß der Tag gemacht hat. Mit Menschen - Freunden - hier vor Ort etwas zu Unternehmen - ein Traum. Ein weiteres erwähnenswertes Ereignis ist noch, dass wir und die Geoglyphen "Cerro Pintado" angeschaut haben. Ebenfalls Scharrbilder auf den Hügeln in der Wüste. Zum Schluss - wir waren doch alle recht fertig - lud Gabriel uns dann noch auf ein Eis in "Polvo-Almonte" ein, ehe er uns dann wieder in Iquique absetzte. Ich freu mich schon jetzt auf den nächsten Trip mit ihm. Es war ein einfach legendär!




 Santa Laura:
v.l.: Überreste des Salpeterwerkes (1&2) und der "Profi" bei der Arbeit (3)





  
Humberstone:
o.l.: Überreste des Salpeterwerkes (1), Die Lok & ich (2), Auf dem Sprungbrett des Schwimmbads (3)
Ja, Humberstone hat ein eigenes Schwimmbad. 1862 lebten dort immerhin ca. 3700 Menschen.
Innenansicht der Überreste (4)

Bedient von den vollgepackten letzten Tagen trete ich jetzt langsam den Weg in mein Bett an, um morgen das schöne Wetter am Strand genießenzu können, um Montag wieder frisch und ausgeruht an die Arbeit gehen zu können.


Saludos de Iquique
Lisa

1 Kommentar:

  1. Hallo Lisa, was wollt Ihr denn in Polvo-Almonte machen? Haben wir nicht ganz verstanden.

    Ja, bald ist Weihnachten. Die Weihnachtsmärkte sind schon voller Menschen, aber bei den jetzigen Temperaturen hier, will einfach keine Weihnachtstimmung aufkommen. Wir wünschen Dir trotzdem eine schöne Adventszeit, wenn es die überhaupt bei Euch gibt.

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